Was ist Popmusik? Was ist Neue Musik? Fragen, die ebenso offen wie sinnlos sind, denn jede Engstirnigkeit radikale Grenzen zu setzen führt dazu, dass man kleinen musikalischen Zwischenkulturen das Wachsen versagt. Fakt ist: Populär bedeutet, dass etwas Anklang findet. So wie der, längst bekannte, am Anfang des Stücks zitierte Funkrhythmus. Dieser entwickelt ein Instrumentarium, das sich gänzlich seiner fortspinnenden Rhythmik unterwirft. Also ein Funkstück, dass mit klassischen Instrumenten zum Klingen gebracht wird. Was aber wenn plötzlich Schönbergs erste Akkorde aus dem Stück „Farben“ aus den 5 Orchesterstücken Op.16 erklingen und sich in das rhythmische Geschehen einfügen? Schönberg mag in vielen Köpfen schnell den Eindruck eines allzu systematischen und rationalen Komponisten erwecken, ist er doch einer der Väter der Avantgarde und heute mehr geliebt als zu Lebzeiten. So ist das zitierte Stück eigentlich ein Klassiker der Musikgeschichte – und findet Anklang bei großem Publikum; ist folglich populär!? Das Paradoxe ist tatsächlich, dass in „Gefärbtes Funken“ einem populären Stück der letzten Jahrhundertwende das Gewand eines rhythmischen Modells aus der Funkmusik übergestülpt wird, um sich durch Konfrontation zum Zerbrechen zu bringen. Letztlich wird dadurch jedoch eine völlig andere Atmosphäre erreicht, die jedes vorherige rhythmische Aufbäumen verschluckt und somit keine Rückkehr in eine der beiden Ursprünge mehr zulässt. Der anfänglich energetisch geladene Funkrhythmus sowie Schönbergs Akkordkette scheinen im leeren Raum zu verfliegen.