Jeder hat seine Morgenrituale. Für manche ist es beim Kaffee am Frühstückstisch Zeitung zu lesen. Für die jüngere Generation ist es sicherlich das Smartphone zu zücken, um erst mal die Social Media Portale nach Likes und stylischen Videos zu durchstöbern. Auch ich zähle zu diesen Menschen, die sich lange gegen diese neuen Medien gesträubt haben und ihnen am Ende ebenso (vielleicht ja sogar aus Gruppenzwang) verfallen sind. Warum eigentlich? Ich begann mich selbst zu analysieren und zu beobachten, was aus dem Newsfeed meine Beachtung fand und mit einem Teil meiner Lebenszeit gewürdigt wurde. Ich stellte fest, dass manche Dinge wie politische Umbrüche, Terrorattacken, das Mittelmeer überquerende Flüchtlinge mich fesselten und berührten, aber durch Klavier spielende Hunde, Techno im Katzenformat und anderes Getier schnell wieder in Vergessenheit gerieten. Ich kam mir vor wie ein Kind, dass mal ein lachendes, mal ein weinendes Gesicht vor sich hat und reflexartig auf das jeweilige perfekt konditioniert reagiert. Mich hat diese emotionale Flüchtigkeit schockiert, die für uns heute selbstverständlich geworden ist. Wen wundert es da, dass der moderne Mensch kaum noch Kapazitäten hat sich emotional auf etwas gründlicher (bis hin zu seinen Mitmenschen) einzulassen? Wir konsumieren Information, um sie schnellstmöglich zu vergessen, da ein innerer Selbstschutz-Mechanismus uns damit vor der Überfüllung unserer Hirne bewahrt. Der Soloposaunist verkörpert in gewisser Weise ein Individuum, was sich dieser digitalen Welt an bunten Sinneseindrücken aussetzt, ebenso gezwungen auf sie reagiert und nach und nach verzweifelt versucht dieser sinnlosen Sucht nach medialer Abhängigkeit zu entrinnen.